Was ist Stress?

Wir alle kennen das Gefühl gestresst zu sein, aber hast du dir schon einmal Gedanken gemacht, was Stress eigentlich wirklich ist? Wir empfinden beispielsweise Stress, wenn:

    • Leistungs- und Termindruck herrscht
    • du ständig erreichbar sein musst
    • du Konflikten gegenüberstehst
    • Probleme mit Vorgesetzten oder Kollegen hast
    • du eine Überstunde nach der anderen machst, aber die Arbeit nicht weniger wird
    • ungewollte Veränderungen anstehen
    • permanent dazu gezwungen bist Multitasking zu betreiben, statt einfach in Ruhe etwas abzuarbeiten
    • du emotionalen Stress hast
    • du einer ständigen Lärmkulisse ausgesetzt bist, wenn du konzentriert arbeiten willst
    • Monotonie herrscht oder du dich ständig in neue Sachen einarbeiten musst
    • es Ärger mit der Familie bzw. der in der Beziehung gibt

Du siehst schon, diese Liste könnte man beliebig weiterführen. Aber wie wird Stress nun definiert?

Definition des Begriffs Stress

Der Begriff selbst kommt ursprünglich aus der Materialkunde. Stress ist im Englischen der Druck der einem Material zugeführt wird, um dessen Belastungsgrenze zu testen.

Der Mediziner Hans Selye hat diesen Begriff übernommen und in den 1940er-Jahren in der Medizin eingeführt. Er untersuchte den Einfluss von körperlicher und seelischer Belastung auf ein Lebewesen.

Lazarus und Folkman definieren Stress etwas später wie folgt:

    • Eine Reaktion auf externe Stressfaktoren.
    • Wenn ein Ungleichgewicht erlebt wird, zwischen den Anforderungen und den Möglichkeiten /Ressourcen, die zur Bewältigung zur Verfügung stehen.
    • Stress wird maßgeblich von den Gedanken, Beurteilungen und Bewertungen einer Person in der jeweiligen Situation bestimmt. „

Stressmodell nach Lazarus

Richard Lazarus entwickelte auf Basis seiner Forschung ein eigenes Stressmodell.

Nach seinem Modell ist eine Person der Umwelt inkl. Reizen, den sogenannten Stressoren, ausgesetzt. Nimmt nun unser Gehirn einen Reiz war, wird dieser in Bruchteilen von Sekunden verarbeitet.

    1. Im ersten Schritt erfolgt eine Interpretation: 
      Ist der Reiz positiv, irrelevant oder gefährlich und somit eine Bedrohung?
    2. Im zweiten Schritt wird analysiert, ob genügend Ressourcen zur Verfügung stehen, um die Situation bewältigen zu können.
      Werden die Ressourcen als nicht ausreichend bewertet,…
    3. …wird eine Stressreaktion ausgelöst. Diese basiert auf einer individuellen Stressbewältigungs-Strategie.

Nochmals zusammengefasst: Auf eine Situation, erfolgt eine Interpretation, gefolgt von einer Reaktion.

Die Interpretation sowie die Reaktion sind komplett individuell. Bezugnehmend auf die Interpretation spielen Faktoren wie persönliche Motive, Einstellungen, Haltungen und Erfahrungen eine große Rolle. Mit Hilfe einer Neuinterpretation einer Situation, kann eine einst negative Situation, als bewältigbar und bestenfalls positiv wahrgenommen werden.

Stressreaktion

Stressreaktion

Die grundlegende körperliche Reaktion auf Stress ist dabei so alt wie die Menschheit selbst. Stießen beispielsweise unsere Urahnen auf einen Säbelzahntiger, wurde direkt der fight-or-flight-Modus aktiviert. Der Atem beschleunigte sich, die Muskelspannung sowie der Herzschlag erhöhten sich, das Gehirn wurde stärker durchblutet, die Verdauungstätigkeit und Energiespeicherung wurde vorerst gehemmt und die nötige Energie für den möglichen Kampf bzw. die Flucht wurde bereitgestellt.

Alles in allem ein sehr intelligentes und faszinierendes System, das heute noch genauso funktioniert. Dies ist auch sinnvoll, wenn beispielsweise ein Auto auf uns zufährt und wir blitzschnell reagieren müssen.

Allerdings führen unsere Bewertungen dazu, dass wir auch nicht lebensbedrohliche Situationen, als stressig wahrnehmen und genau dieselben körperlichen Reaktionen erfolgen. Nur ist der Säbelzahntiger heutzutage beispielsweise unser Chef oder unser vollgepackter Terminkalender. Oder teilweise wir selbst, mit unseren Gedankenkonstrukten.

Neben der rein körperlichen Reaktion, reagieren wir zudem auf drei weiteren Ebenen:

    • Kognitive Ebene
    • Emotionale Ebene
    • Verhaltensbezogene Ebene

Kognitive Reaktion

Stress hat Einfluss auf unser Denken und unsere Wahrnehmung.

    • Wir fokussieren uns vermehrt auf stressauslösende Reize
    • Wir bewerten Situationen tendenziell negativ. Bsp.: „Das geht ganz sicher schief.“
    • Wir haben Konzentrationsprobleme bis hin zum Blackout
    • Unsere Gedächtnisleistung nimmt ab
    • Die Kreativität geht verloren und damit die Fähigkeit Lösungen zu kreieren

Emotionale Reaktion

Wir folgen hier den Grundmustern Angriff, Flucht oder triften in die Hilflosigkeit ab. Dies kann sich wie folgt auswirken:

    • Aggression
    • Angst
    • Niedergeschlagen
    • Gereiztheit
    • Nervosität
    • Wut
    • Depression
    • Ausgebrannt sein
    • Orientierungslosigkeit

Verhaltensbezogene Reaktion

Ähnlich wie bei den Gefühlen herrscht hier ein breites Spektrum vor:

    • Wir können risikofreudiger agieren
    • Reagieren auf Vorschläge/Veränderungen unflexibel
    • Wir werden stiller und ziehen uns zurück
    • Wir reagieren auf gleiche Situationen komplett anders
    • Unsere Leistung nimmt ab

Fazit

Nochmals kurz zusammengefasst. Stress ist eine Reaktion auf eine Situation, die auf Basis unserer Interpretation getriggert wird. Durch Neubewertungen, können wir beispielsweise Einfluss auf unsere Reaktion nehmen. Stress kann auf der physischen sowie der psychischen Ebene Auswirkungen haben.

Dies ist natürlich nur ein kleiner Teil, der Frage was Stress ist. Nicht umsonst werden damit ganze Bücher gefüllt.